WS „Grenzen sind relativ – Musikunterricht für Hörgeschädigte“
Musik ist eine universelle Sprache, die fast alle Menschen berührt. Musik bedeutet, Gefühle zuzulassen, kreativ zu sein und mit anderen Menschen in Verbindung zu treten. Musik ist mehr als nur die Summe von wahrgenommenen Tönen, sondern Ausdruck der Persönlichkeit und eine Erweiterung des Lebens.
In Kooperation mit der renommierten „Rock & Pop Schule Kiel“ hat Mischa Gohlke im November 2010 das mittlerweile mehrfach ausgezeichnete Pilotprojekt „Musikunterricht für Hörgeschädigte“ ins Leben gerufen.
Warum ist eigentlich die Haltung, dass man aufgrund einer Hörschädigung keine oder nur bedingt Musik machen kann, immer noch so weit verbreitet? Mischa Gohlke sagt dazu: „Weit verbreitete Glaubenssätze, etwa, dass man aufgrund einer Hörschädigung keine Musik machen könne, zu alt sei, etwas Neues im Leben zu beginnen oder kein Talent zum Singen habe, machen deutlich, dass wir Menschen generell dazu neigen, uns konditionierte Denkmuster anzueignen. Dabei ist es einfach spannend, gerade das zu machen, was man auf dem ersten Blick scheinbar am wenigsten kann. Zusammengefasst kann ich sagen, dass Musikunterricht für Hörgeschädigte zwar auf einer Ebene paradox und spektakulär klingt, es aber letztlich ganz normaler Musikunterricht ist. Es geht immer wieder darum, sich von Konstrukten freizumachen und in die zwischenmenschlichen Beziehungsebenen zu kommen. Dabei können wir alle von- und miteinander lernen.“
Die Auseinandersetzung mit einer vermeintlichen Sinnes-Beeinträchtigung – wie z.B. eine Hörschädigung – resultiert in einen „ganzheitlichen Musikunterricht“, der alle Sinne, Wahrnehmungen und Empfindungen mit einbezieht und alle Menschen anspricht.
Shirley Salmon, eine Pionierin in der Erforschung des Musikunterrichts für Hörgeschädigte, hat den Begriff „multisensorische Wahrnehmungsebenen“ geprägt. Unsere Wahrnehmungen und Empfindungen sind multisensorisch und wir erleben Sprache und Musik auf verschiedensten Ebenen zugleich: Gehör, Auge, Körpergefühl, Emotion, Verstand, Intuition, metaphysische Prozesse und viele mehr. Alles bedingt einander und läuft parallel. Die große Aufgabe ist es also, sich immer wieder aufs Neue der möglichst wertfreien und ergebnisoffenen Vielfalt an Möglichkeiten hinzugeben. Dabei können wir Menschen ganz schön begrenzt sein. Musik ist ein wunderbares Medium, um persönliche Entwicklungsprozesse zu unterstützen, für die Bedürfnisse anderer zu sensibilisieren, Denkblockaden aufzudecken und die Gemeinschaftsgefühle zu stärken.
Freitag 16- 19 Uhr:
- Vorstellung des Wochenendworkshops
- Kurze Vorstellung Teilnehmer/innen & Dozent
- Einstieg in die Thematik durch einen „Gedankenaustausch“ im Rahmen eines Gruppengespräches auf der Basis folgender Fragestellungen „Wie stellt ihr es euch vor wie Hörgeschädigte generell Sprache und Musik wahrnehmen? Wie können Hörgeschädigte Musik machen? Welche Wahrnehmungskanäle, Probleme, Wege, didaktische Herausforderungen, usw. sind aus Sicht der Hörgeschädigten und der Musiklehrer naheliegend?“
- Biographie Mischa Gohlke & Projektvorstellung „Grenzen sind relativ“
- Musikunterricht für Hörgeschädigte – Theorie & Praxis
- Interaktive Runde, Diskussion & Austausch
Samstag 10-13 Uhr
- Vertiefung Musikunterricht für Hörgeschädigte – Theorie & Praxis
- Praxis: Musikunterricht für Hörgeschädigte am „Versuchsobjekt“ Mischa Gohlke
- Diskussion: Musikunterricht in der Praxis – Methodik & Didaktik
- Gruppenarbeit mit Textauszug zu den „multisensorischen Wahrnehmungsebenen“
- Praxis: Gruppenunterricht & Bandtraining
- Diskussion: Der Umgang mit Stärken, Schwächen, Erfolgen und Frustration + Diskussion: Quantenphysik & Bewusstseinsforschung + Diskussion: „Ganzheitlicher Musikunterricht“
- Praxis: Bandtraining
Samstag 14-17 Uhr
- Vom Musikunterricht für Hörgeschädigte zum Inklusiven Musikunterricht
- Filme von offiziellen „inklusiven Beispielen“ (Kassandra Wedel, Evelyn Glennie, usw.)
- Inklusion (Film Aktion Mensch, Herleitung, Auslegung, Interpretationsansätze, Vision, Potentiale, Realpolitik, usw.)
- Diskussion: Gesellschaftsmodell „ganzheitlich gelebte Inklusion“
- Inklusion & Bildung
- Projektarbeit in Kleingruppen : es wird pro Gruppe ein Song (Musik & Text) geschrieben, in denen die Teilnehmer/innen die Workshopinhalte verarbeiten können. Abschließend werden die Songs vorgetragen und es darf gerne lustig werden. 😉
Sonntag 10-13 Uhr
- Projekt: was entsteht bzw. entwickeln wir aus der „spontanintuitiven“ Gruppendynamik heraus?
- Diskussion: Welche konkreten inklusiven Projekte können von den Teilnehmer/innen durchgeführt werden, um Inklusion zum Leben zu bringen (z.B. Aktionstag Inklusion, Inklusive Band, inklusiver Chor, Inklusionsbeauftragter, Vernetzung & Zusammenarbeit mit Vereinen, Initiativen, Stiftungen, Musikszene, Inklusionsbüro, usw.)?
- Gemeinsame Erstellung einer „Checkliste“
- Bandtraining & Gemeinsame Jamsession
- Abschlussdiskussion: Was nehmen wir aus dem Workshop mit?